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Was steckt hinter gelingender Elterninformation und Ereignismanagement?

Die gute Zusammenarbeit mit Eltern fußt in der Kita zu einem großen Teil auf dem gelingenden Austausch von Informationen. Dazu zählen zum einen das Instrument der Elterninformation und zum anderen das Ereignismanagement. Mithilfe dieser Instrumente können die Teams in Kitas Strategien zur Eskalationsvermeidung erarbeiten.

Eltern in allen wichtigen Angelegenheiten informieren.

Eltern in allen wichtigen Angelegenheiten informieren.

Die gelingende Elterninformation stellt ein wesentliches Qualitätsmerkmal von Kitas dar und muss im Rahmen des Qualitätsentwicklungsprozesses immer wieder erneut in den Blick genommen werden. Wenn in der Kita die Kommunikation zwischen den pädagogischen Fachkräften und den Eltern nicht gut gelingt, kann nicht ausreichend Vertrauen aufgebaut werden und die Zusammenarbeit wird erschwert und gefährdet. Um den Prozess der Verbesserung der Elterninformation möglichst fruchtbar zu gestalten, ist es hilfreich, allen Beteiligten Möglichkeiten zu bieten, die eigene Sichtweise einzubringen sowie sich über unterschiedliche Meinungen auszutauschen.

Elterninformation

Bei dem Begriff »Elterninformation« denken vermutlich viele pädagogische Fachkräfte zunächst an Aushänge, Info-Boards oder Terminlisten und an Eltern, die diese übersehen, nicht gelesen oder vergessen haben. Oftmals kommt es in Kitas diesbezüglich zu Unmutsäußerungen auf beiden Seiten, bei den pädagogischen Fachkräften und bei den Eltern. Die Situation in Kitas sieht oftmals so aus, dass pädagogische Fachkräfte in der Kita ihren Arbeitsvorgaben entsprechend agieren und Eltern beispielsweise über anstehende Termine und Veränderungen informieren. Sie nutzen hierfür die bereits genannten Möglichkeiten. Dabei wird die Erwartung impliziert, dass diese gelesen und berücksichtigt werden. Das ist grundsätzlich richtig, benötigt doch die Informationsweitergabe immer einen Sender und einen Empfänger. Was also tun, wenn der Empfänger nur unzureichend erreicht wird? Immer wieder an die Eltern appellieren, die von den pädagogischen Fachkräften ausgewählten Informationsmethoden anzunehmen? Ein Perspektivwechsel zeigt, dass sich die Situation für Eltern etwas anders darstellt. Sie sind womöglich auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause, sie möchten ihre Kinder in der Kita abgeben oder sie abholen, sind womöglich aufgrund äußerer oder innerer Umstände gestresst und ihnen fehlt die Zeit, die Informationen aufzunehmen. Hier gilt es, weiter zu forschen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, wie die Kita als »Sender« Informationen so weitergeben kann, dass diese die Eltern als »Empfänger« auch tatsächlich aufnehmen können. Dabei prallen oft unterschiedliche Sichtweisen aufeinander.

Analyse der unterschiedlichen Sichtweisen

Die Aufklärung der verschiedenen Sichtweisen kann durch die Analyse dreier Aspekte unterstützt werden. So ist es in einem ersten Schritt wichtig, sich im Team deutlich zu machen, worüber Eltern informiert werden sollen. Grundsätzlich gilt, dass Eltern in allen wichtigen, die Kita betreffenden Angelegenheiten informiert werden müssen. Der Themenbreite sind kaum Grenzen gesetzt. So ist es beispielsweise für Eltern wichtig, über bauliche, personelle sowie konzeptionelle Veränderungen ebenso informiert zu werden, wie auch über die Entwicklung ihrer Kinder und die Gestaltung des Kita-Alltags.

Die Bedeutung der Elterninformation sollte in einem zweiten Schritt beleuchtet werden. In meiner Tätigkeit als Evaluatorin für Kitas sehe ich, dass es in den meisten Kitas selbstverständlich ist, dass anstehende Ereignisse oder festgelegte Termine aushängen. Informationen über personelle Veränderungen, wie beispielsweise die Mitarbeit eines Praktikanten/einer Praktikantin, die Verabschiedung oder Begrüßung von Kolleginnen/Kollegen oder von hauswirtschaftlichen Mitarbeitenden werden hingegen nicht durchgehend als wichtige Information, die Eltern erhalten sollten, eingeschätzt. Ebenso werden Informationen über Veränderungen beim Träger oder konzeptionelle Veränderungen nicht allen Eltern bekannt oder zugänglich gemacht. Dadurch fehlt ihnen teilweise wichtiges Hintergrundwissen, um weitere oder daraus folgende Veränderungen nachvollziehen zu können.

Informationen über Angebote sowie Spielmöglichkeiten der Kinder in der Kita, verschaffen den Eltern einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt der pädagogischen Fachkräfte und den Alltag der Kinder. Die Veränderungen der letzten Jahre auf dem Gebiet der Pädagogik sind inzwischen vielen pädagogischen Fachkräften geläufig. Auch hier trägt ein Perspektivwechsel dazu bei, die Sichtweisen und Ansprüche von Eltern nachvollziehbar zu machen. Viele neue fachliche Erkenntnisse im Bereich der Pädagogik sind ihnen teilweise ebenso wenig bekannt und nachvollziehbar, wie die die Prozessentwicklung in der Kita. Dies bedeutet, dass viele Informationen für viele Eltern neu sind und ihnen durch das Team kommuniziert werden müssen. Durch den alle paar Jahre stattfindenden Wechsel der Elternschaft ist es eine große Herausforderung, alle wichtigen Informationen strukturiert weiter zu geben.

Die in der Kita geleistete Bildungsarbeit zu verdeutlichen und ihre Transparenz zu gewährleisten ist der dritte Schritt auf einem Weg zur verbesserten Elternzusammenarbeit. Eine genaue Vorstellung und ein Bild davon, wie der Kita-Alltag aussieht haben vermutlich die wenigsten Eltern. Aufseiten der pädagogischen Fachkräfte einer Kita ist oftmals deutlich, was im Alltag angeboten wird und welches die Bildungsmöglichkeiten der Kinder durch die bereitgestellten Materialien sind. Von Eltern, die sich in ihrer Arbeit und/oder ihrem Privatleben wenig oder gar nicht mit pädagogischen Themen auseinandersetzen, kann nicht erwartet werden, dass sie sich durch den minimalen Einblick beim Bringen oder Abholen ihrer Kinder ein Bild davon machen können, welche Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten ihren Kindern in der Kita geboten werden. Es ist die Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, Eltern gezielt zu informieren. Als ein positiver Aspekt wird sich bei vermehrter Informationsweitergabe vonseiten der pädagogischen Fachkräfte bezüglich der Bildungsarbeit in der Kita eine bei den Eltern erhöhte Wertschätzung der geleisteten Arbeit erkennen lassen. Für die Beschwerdekultur in der Kita ist eine transparente Informationsweitergabe ebenfalls unerlässlich. Indem die Eltern über die Möglichkeiten der Beschwerde sowie das Management dieses Systems informiert werden, wird die Anzahl der möglichen Hürden minimiert, Vertrauen gestärkt und die Zusammenarbeit dadurch bereichert.

Vor dem Hintergrund der Unterschiede innerhalb einer Elternschaft sollte das diese Gruppe verbindende Element, die Erziehung, Bildung und Betreuung ihrer Kinder, sowie die Inanspruchnahme einer Dienstleistung und Zugehörigkeit zur Institution beachtet werden und in den Informationen, die an die Eltern weitergegeben werden, Berücksichtigung finden. Die Tatsache, dass die Elternschaft in einer Kita sehr vielfältig ist und sich durch Unterschiede in vielen Bereichen wie beispielsweise beruflicher Tätigkeit, Alter, soziale und kulturelle Hintergründe, Wohnsituation, Familienkultur, Lebensansicht und -gestaltung etc. kennzeichnet muss bei der Weitergabe sowie der Wahl von Form und Gestaltung der Informationen berücksichtigt werden. Fällt beispielsweise auf, dass Informationen wiederholt nicht ihre Empfänger erreichen, sind immer Zugänglichkeit, Verständlichkeit, Motivation, Form und Bedeutung zu hinterfragen und gegebenenfalls darauf zu reagieren.

Instrumente zur Informationsvermittlung

Bei der Weitergabe von Informationen von der Institution Kita an die Eltern können unterschiedliche Instrumente genutzt werden. Dabei sollte differenziert werden, für wen die Informationen bestimmt sind: – alle Eltern – bei Angelegenheiten, die die gesamte Institution betreffen, Eltern einzelner Gruppen oder Bereiche – bei dem Betreff lediglich dieser oder einzelne Eltern wie zum Beispiel im Rahmen eines Gespräches über die Entwicklung des Kindes. Ebenso wird bei der Platzierung und Form der Informationen je nach Betreff ausgewählt. So können die alle Eltern betreffenden Informationen je nach Betreff durch die Nutzung von E-Mail, Newsletter, Elternbrief, Aushang im Foyer oder Eingangsbereich, Gesamtelternabend sowie im Rahmen der Sitzungen mit den Elternvertretungen weitergegeben werden. Informationen für die Eltern bestimmter Bereiche oder Gruppen sollten dementsprechend in den Eingangsbereichen der jeweiligen Gruppen oder Bereiche ausgehängt und an die betreffenden Eltern gegeben werden. Will man sicherstellen, dass die Informationen die Eltern wirklich erreichen und auch verstanden werden, muss man darüber hinaus aktiv auf die Eltern zugehen. Neue Ideen sollten ausprobiert und reflektiert werden. Wie wäre es mit dem Angebot einer Sprechstunde, die zum Informationsaustausch genutzt werden kann? Oder dem Wecken des Interesses der Eltern durch die Beteiligung von Kindern? Dies kann auch die Kommunikation zwischen Eltern und Kind stärken. Wenn es beispielsweise um die Einladung zum Elternabend geht, warum nicht den Kindern erläutern, worum es geht und ihre Ideen bei der Gestaltung berücksichtigen? Die Kinder könnten beispielsweise eigene Einladungen gestalten, sich untereinander aushelfen oder aus von Kindern gestalteten Vorlagen wählen? Das Ziel der Kommunikation mit Eltern und deren Beteiligung an wichtigen die Kita betreffenden Angelegenheiten müssen beim Ausloten der Möglichkeiten das Vorgehen leiten. Aufgrund der Diversität der Elternschaft ist die Nutzung unterschiedlicher Kanäle zur Informationsweitergabe dringend zu empfehlen.

Vor dem Hintergrund der vielfältigen Chancen und Herausforderungen bei der Information von Eltern ist es wichtig, sich im Team über die unterschiedlichen Aspekte Gedanken zu machen und verschiedene Formen abzuwägen. So bietet sich beispielsweise an, Informationen zu inhaltlichen und organisatorischen Aspekten klar zu trennen. Für letztere ist es hilfreich ein strukturiertes Ereignismanagement zu etablieren.

Ereignismanagement

Bei auftretenden Ereignissen und Konflikten ist eine klare Orientierung hilfreich. Ein Ereignismanagement kann dazu beitragen, dass im Prozess des Reagierens auf eine Situation Orientierung mit ihrem Umgang geschaffen wird. Es handelt sich also um ein Instrument, mit dessen Hilfe Ereignisse gesammelt sowie bewertet werden und das die Reaktion auf Ereignisse steuert. Im sozialwirtschaftlichen Bereich ist es ein Teil des Qualitätsmanagements und erleichtert beispielsweise in der Kita das gesteuerte Reagieren auf Beschwerden, Fehler, Anregungen oder Lob im Sinne von Ereignissen, die an unterschiedlichen Stellen auftreten. Für die Reaktionen darauf wird von der Leitung ein »Ablaufplan« erarbeitet. Dabei werden Schritte für das Vorgehen nach dem Erfassen von Ereignissen festgelegt. So sind beispielsweise Auswirkungen auf den laufenden Betrieb, Gefahrenkategorie, das Betreffen weiterer Systeme, die benötigten Maßnahmen sowie Folgeereignisse in diesen Plänen zu berücksichtigen und festzulegen. Wie auch das Instrument der Elterninformation bedarf das Ereignismanagement einer regelmäßigen Auswertung sowie die Ermittlung des Bedarfs an Maßnahmen. Dadurch kann das Wiedereintreten von Ereignissen wie beispielsweise Anregung und Lob gefördert oder eben Unsicherheit, Überforderung oder Chaos verhindert werden.

Fazit

Die Weitergabe von Informationen an Eltern sowie ein transparentes Ereignismanagement sind wesentliche Eckpfeiler gelingender Erziehungspartnerschaft. Die Erarbeitung eines klaren Systems zur Informationsweitergabe sowie die Information der Eltern über das genutzte System sind für eine gute Zusammenarbeit mit Eltern unabdingbar. Die regelmäßige Evaluation und Anpassung müssen unter Beteiligung der Eltern erfolgen.