Im Laufe des Kita-Jahres besuchen viele Fachkräfte einer Einrichtung eine oder sogar mehrere Weiterbildungen – alleine, zu zweit oder bestenfalls mit dem Team der Kita. Nach einer solchen Weiterbildung kommen die Fachkräfte mit umfassendem Wissen, nicht selten gepaart mit Motivation und Euphorie, dieses im Alltag der Kita direkt umzusetzen, in die Einrichtung zurück. Wird mit einem solchen neu erlerntem Wissen nicht »sorgsam« umgegangen, kann es schnell verpuffen und was bleibt, ist nicht selten nur das Handout der Weiterbildung, welches noch an die Teilnahme an der Weiterbildungsmaßnahme erinnert, den Kita-Alltag jedoch nicht oder nur noch kaum vom neuen Wissen profitieren lässt.
Die fünf Schritte des Wissensmanagements:
- Der Erwerb von Wissen,
- die Weiterentwicklung und Vertiefung von bereits vorhandenem Wissen,
- der Transfer und damit einhergehend der konkreten Praxisbezug zum eigenen Tätigkeitsfeld,
- die Speicherung des Wissens für sich als Person und für das Unternehmen, ihre Kita sowie
- die Nutzung des Wissens auf das Praxisfeld bezogen.
Die Weiterentwicklung und Vertiefung von bereits vorhandenem Wissen
Ein weiterer wichtiger Punkt im Bereich des Wissensmanagements ist die Weiterentwicklung und Vertiefung von bereits vorhandenem Wissen. Hierbei kommt es besonders auf die bewusste und gezielte Auswahl der Weiterbildungsmaßnahme, orientiert an Bedarf und Profil ihrer Einrichtung sowie den Kompetenzen und Interessenschwerpunkten der jeweiligen Kollegin/des jeweiligen Kollegen. Hierzu kann beispielsweise der Austausch im Rahmen eines Mitarbeitergespräches beitragen, ergänzt um das Bewusstsein, nicht jeder im Team muss alles können, es reicht völlig aus, wenn es »Spezialisten« für einzelne Themenkomplexe, wie beispielsweise Musik, gibt und die Kolleginnen/die Kollegen sich in ihrem »Spezialgebiet« neues Wissen aneignen und dieses auf Weiterbildungen vertiefen.
Transfer und Praxisbezug
Um beim Beispiel Musik zu bleiben, eine Weiterbildung sollte nicht nur Wissen weiterentwickeln und vertiefen, der Transfer und damit der konkrete Bezug zum eignen Tätigkeitsfeld sind unabdingbar, um Wissen nachhaltig zu verankern. Ein Gitarrenkurs mit Liedern für den Vorschulbereich kann eine Mitarbeiterin/einen Mitarbeiter persönlich weiterentwickeln, als Fachkraft im U3 Bereich wird sie/er das Erlernte nur schwer umsetzen können und ein Praxisbezug wird kaum möglich sein. Das erworbene Wissen und die neuen Kenntnisse mit der Liedermappe der Weiterbildung verschwinden buchstäblich »in der Schublade« und stehen weder dem/der Mitarbeiter/in noch der Einrichtung langfristig gewinnbringend zur Verfügung.
Die Speicherung des Wissens
Der Fokus bei der Speicherung von Wissen liegt darauf, für sich als Person, aber auch als Einrichtung, eine Möglichkeit zu schaffen, Wissen nachhaltig zu speichern. Nichts ist schlimmer, als die Tatsache, nach einer Weiterbildung in die Einrichtung zurück zu kommen, direkt den Dienst anzutreten und nach wenigen Wochen nur noch mit Hilfe der Unterlagen die Inhalte der Fortbildung skizzieren zu können. Hierbei ist es sinnig, sich als Einrichtung eine Möglichkeit der Wissensspeicherung zu überlegen und diese, beispielsweise im Qualitätsmanagement Handbuch der Einrichtung, fest zu verankern. Für die Kollegin/den Kollegen selbst kann die Speicherung des Wissens darin erfolgen, indem sie unmittelbar nach der Weiterbildung Zeit und Gelegenheit hat, diese für sich zu reflektieren und die Inhalte niederzuschreiben. Ein weiterer Schritt kann die Information über die Weiterbildung und möglicherweise dem Vorstellen von konkreten Ideen oder zwei bis drei »Highlights« der Fortbildung im Team sein. So können alle an der Essenz der Weiterbildung teilhaben. Die Verschriftlichung der Inhalte und die aus der Weiterbildung mitgebrachten Materialen können zur Wissensspeicherung beispielsweise an einem zentralen Ort der Kita ihren Platz finden, sodass die jeweilige Kollegin selbst, aber auch dritte jederzeit Zugang zum neu erworbenen Wissen haben.
Die Nutzung des Wissens im eigenen Praxisfeld
Wie bereits angedeutet, kommt es bei neu erworbenem Wissen darauf an, dieses unmittelbar im eigenen Praxisfeld zu implementieren und sich selbst im Umgang damit auszuprobieren. Im Rahmen einer Teamfortbildung kann im Nachgang beispielsweise auch gemeinsam festgelegt werden wie und in welchen Schritten das neue Fachwissen im Praxisfeld umgesetzt wird, sodass nicht jeder »einfach drauf los« sein neues Wissen versucht im Kita-Alltag umzusetzen und schlimmstenfalls Kinder und Eltern irritiert sind über die explosionsartige Umsetzung neuen Wissens.
Der Kreislauf des Wissensmanagements sollte sich bestenfalls an Bedarf und Ausrichtung der Einrichtung, welcher beispielsweise in der Konzeption oder dem Qualitätsmanagement der Einrichtung verankert ist, sowie dem Interessen- und Persönlichkeitsprofil der Mitarbeiter/in orientieren.
Wissensmanagement – Informationsmanagement: der kleine Unterschied
Nicht selten werden die beiden Begriffe: Wissens- und Informationsmanagement, in einem Atemzug genannt oder synonym verwendet. Dabei unterscheiden sie sich grundlegend voneinander.
Wissensmanagement fasst, wie im Verlauf der Vorstellung des Kreislaufes zum Wissensmanagement deutlich wurde, vielfältige Komponenten zusammen und meint die Verknüpfung von bereits vorhandenem Wissen mit neuem Wissen und Informationen. Wissen direkt ist auch nicht käuflich erwerbbar, maximal die Dienstleitung, wie beispielsweise ein Referent oder eine Fortbildungsveranstaltung, welche für den Wissenserwerb gebucht werden. Ebenso wird im Bereich des Wissensmanagements die Unterscheidung zwischen explizitem und implizitem Wissen getroffen. Explizites Wissen fasst dabei die Tatsache des reproduzierbaren Wissens, wie z.B. die Wiedergabe von erlernten Liedern, zusammen. Implizites Wissen, grob gefasst, kann als »nicht greifbares Wissen« definiert werden. Die persönliche Qualität, intrapersonelles, nicht artikulierbares Wissen, welches in die Handlungen, Verpflichtungen und das Mitwirken im Kontext Kita mit einhergehen, sind hierunter zu verstehen.
Informationsmanagement ist als Informations-Fluss, Weitergabe von Nachrichten zu verstehen und kann auch käuflich erworben werden. Hierzu bedarf es keiner direkten Interaktion des Individuums mit der Information selbst. Soll diese jedoch zu Wissen werden, muss die erhaltene Information mit bestehendem Wissen verknüpft werden und dieses entsprechend erweitern bzw. vertiefen.
Fazit
Wissensmanagement ist kein »Hexenwerk«. Schreckt der Begriff zunächst etwas ab, wird bei der näheren und inhaltlichen Auseinandersetzung deutlich, dass es für die Kindertagesstätte und den gelingenden pädagogischen Alltag nur von Vorteil sein kann, ein Wissensmanagement zu implementieren, von dem letztlich alle profitieren; Kinder, Eltern und die Fachkräfte Ihrer Kindertagesstätte.