Gesunde Haltungen, gesundheitsförderliche Einstellungen wollen gelernt werden und zwar am besten so früh wie möglich. Kinder bei der Entwicklung ihrer Gesundheits- und Lebenskompetenzen zu unterstützen und zu begleiten ist nicht nur eine sinnvolle Aufgabe, es ist eine spannende und immer wieder neue Herausforderung. Getragen wird sie von der Haltung, Kinder einzuladen, zu ermutigen und zu inspirieren.
Im Setting Kita erreichen wir alle Kinder, egal ob sie einen Migrationshintergrund haben, aus dem Bildungsbürgertum kommen, Jungen wie Mädchen, arm und reich. Die Kita ist von daher der Ort, der sich am besten eignet, um Gesundheitskompetenz und gesundheitsfördernde Lebensweisen frühzeitig zu entwickeln und zum sich entfalten zu bringen.
Erzieher/innen können bei Kindern diesen Entwicklungsprozess aber nur dann anstoßen und begleiten, wenn es ihnen selbst gut geht. Nur Erzieher/innen, die sich selbst als gesund erleben, können andere motivieren und begeistern. Deshalb hat es oberste Priorität, Erzieher/innen dabei zu unterstützen, dass sie achtsam mit sich und Ihrer Gesundheit umgehen können, dass Gesundheit und Selbstfürsorge in der Kita auch von ihnen gelebt werden kann. Der Arbeitsplatz Kita muss ein Ort sein, der gesundheitsförderlich ist. Verhaltens- und Verhältnisprävention greifen hier ineinander und nur im Zusammenspiel beider Komponenten kann sich Gesundheit entwickeln.
Gesundheit ist Voraussetzung und Ergebnis von gelingenden Bildungs- und Entwicklungsprozessen
Das Anforderungsprofil an Erzieher/innen und Kitaleitungen wächst beständig. Die Aufgaben werden immer vielfältiger und erfordern Wissen in den Bereichen Führung und Selbstführung, Organisation und Kommunikation sowie zahlreiche weitere Kompetenzen in verschiedenen Bereichen. Von Erzieher/innen wird erwartet, dass sie nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch zugewandt und empathisch, konfliktfähig und ausgleichend sind, eine entsprechende Haltung haben und dabei auch noch auf ihre eigene Gesundheit achten.
Um all dies professionell umzusetzen und auszuführen bedarf es nicht nur kontinuierlicher fachlicher Fortbildung, sondern auch des Wissens um die Wichtigkeit von Gesundheit und Selbstfürsorge – und das Umsetzen dieses Wissens. Nur wenn die Erzieher/innen gesund sind, wenn sie sich körperlich, mental und seelisch und auch in ihrem sozialen Kontext wohlfühlen, kann Bildung und gesunde Entwicklung gelingen. Denn Bildung und Gesundheit bedingen einander und Erzieher/innen können Vorbild und Motor dieser Entwicklungsprozesse sein.
Der Berufsverband der Präventologen e.V. hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Kitaleitungen und Erzieher/innen bei der Entwicklung von gesundheitsförderlichen Kitas zu unterstützen und zu begleiten. Er bietet hierzu eine modulare berufsbegleitende Qualifizierung zur »Fachkraft für Gesundheitsförderung und Prävention in der Kita« an.
Die Ausbildung zur Fachkraft für Gesundheitsförderung und Prävention in der Kita
Die Zusatzqualifikation besteht aus einem Selbststudium, sechs 2-tägigen Seminaren sowie einem Praxisprojekt. Insgesamt sind etwa 450 Stunden Lehre, Lernen und Praxisarbeit vorgesehen. Die Gesamtdauer der Zusatzqualifikation ist variabel, in der Regel sollten 12 bis 18 Monate eingeplant werden, es ist aber auch möglich, sich für die Ausbildung insgesamt 3 Jahre Zeit zu nehmen.
Das Selbststudium findet anhand der Studienunterlagen statt, die sowohl den allgemeinen Bereich von Prävention und Gesundheitsförderung wie auch den Kita-spezifischen Teil der Weiterbildung abdecken.
Die Erzieher/innen besuchen folgende vier Pflichtseminare:
Gesundheit und Lebenskompetenz (Selbsterfahrungsseminar)
Kita ohne Stress
Gesundheit und Selbstfürsorge in der Kita
Gesunde Kita
Zusätzlich wählen die angehenden Kita-Präventologen zwei weitere Seminare aus diesen:
Einführung in das präventologische Denken – Physioanalyse
Bewegung und Bewegungstraining
Ernährung und Ernährungsberatung
Psychosoziale Beratung und Unterstützung
Während der Fortbildung absolvieren die Erzieher/innen ein Training der Gesundheits- und Lebenskompetenzen. Dieses Training hilft ihnen bei der Bewältigung von Stress, beim Zeitmanagement und bei der gesundheitsförderlichen Gestaltung ihres eigenen Lebens. Darüber hinaus verstärkt diese Selbsterfahrung, die in einem Seminar weiter vertieft wird, ihre Fähigkeiten zur Vermittlung von unterschiedlichen Gesundheits- und Lebenskompetenzen. Dies ist für ihre spätere Tätigkeit in der Kita eine wertvolle Unterstützung. Im Seminar »Gesundheit und Selbstfürsorge in der Kita« werden die im Training gewonnenen Erfahrungen zusammen mit den anderen angehenden Kita-Präventologen noch einmal umgesetzt und weiter vertieft. Das Training kann in der Praxis zur Verbesserung der psychosozialen Gesundheit, mit pädagogischen Fachkräften und – in einer eigenen Version für jüngere Kinder – mit Kita-Kindern durchgeführt werden.
Nachdem alle Seminare absolviert sind, führen die Erzieher/innen selbständig ein Praxisprojekt durch. Das Praxisprojekt wird in Absprache mit der Studienleitung gewählt und kann entweder
die Organisation und Durchführung einer Projektwoche zum Thema gesundheitsfördernde Kita,
die Organisation und Durchführung einer Erzieher/innenfortbildung zum Thema Kita-Gesundheit,
die Durchführung des Konzeptes Kita ohne Stress,
oder wahlweise ein anderes geeignetes Projekt aus dem Bereich Prävention und Gesundheitsförderung sein.
Das Praxisprojekt wird von einem der Dozenten oder der Studienleiterin begleitet und supervidiert. Ziel ist es, dass die angehenden Kita-Präventologen bereits erfolgreich ein eigenes Projekt umgesetzt haben, wenn sie mit ihrer Arbeit beginnen und auf diesem Selbstwirksamkeitserlebnis aufbauen können.
Den Abschluss der Ausbildung bildet ein Kolloquium zum Praxisprojekt. Die Prüfung wird vom Berufsverband der Präventologen e.V. abgenommen. Nach Bestehen der Prüfung wird das Zertifikat und der Titel »Fachkraft für Gesundheitsförderung und Prävention in der Kita« verliehen.
Die Zusatzqualifikation kann sowohl als Ganzes, wie auch modulweise absolviert werden. Jedes Modul ist auch einzeln buchbar. Einmalig können Interessierte auch ein Seminar auswählen und als Schnupperseminar zu einem besonders vergünstigten Preis besuchen, um sich von der Qualität der Ausbildung zu überzeugen und für sich zu entscheiden, ob sie die Ausbildung machen möchten. Bei anschließender Anmeldung zur Ausbildung entfällt die Gebühr für das Schnupperseminar und ist dann bereits in den Ausbildungskosten enthalten.
Info: Fachkraft für Gesundheitsförderung und Prävention in der Kita
Der Preis für die Qualifizierung zur Fachkraft für Gesundheitsförderung und Prävention in der Kita beläuft sich zurzeit auf 2.400 €. Darin enthalten sind alle Unterlagen für das Selbststudium, die Studienbetreuung, die Seminargebühren für die sechs Seminare, die Begleitung und Supervision beim Praxisprojekt und das Abschlusskolloquium. Die Teilnahme an einzelnen Seminaren ist zum Preis von 399 € möglich. Das einmalige Schnupperseminar kostet 199 €. Inhouse-Veranstaltungen für Gruppen ab 8 Teilnehmern sind auf Anfrage ebenfalls möglich.
Informationen zu allen Fragen rund um die Ausbildung zum/zur Kita-Präventologen sind unter www.praeventologe.de oder per Mail an info@praeventologe erhältlich. Individuelle Beratungsgespräche werden von der Studienleitung gerne geführt.
Aufgabengebiete und Ziele von Kita-Präventologen
Aufgabengebiete der Fachkraft für Gesundheitsförderung und Prävention in der Kita sind:
alle Themen der Prävention und Gesundheitsförderung
insbesondere Erzieher/innengesundheit und Kindergesundheit
vor Ort die Weiterentwicklung der gesundheitsfördernden und gesunden Kita
Etablierung gesundheitsförderlicher Handlungskompetenzen
Stärkung der Gesundheitskompetenz
Koordination und Vernetzung mit anderen Akteuren
Die Fachkraft für Gesundheitsförderung und Prävention in der Kita
organisiert Vorträge und Workshops zum Themenbereich gesundheitsförderliche Kita und führt sie durch,
initiiert und organisiert Projekttage und Gesundheitsaktionen,
organisiert Erzieher/innen-Fortbildungen zu gesundheitsspezifischen Themen und führt sie durch,
informiert über Themen der Gesundheitsförderung und Prävention,
ist Ansprechpartner für Erzieher/innen, Kitaleitung und Eltern,
unterstützt kollegiale Arbeit und supervidiert Kolleginnen/Kollegen auf Wunsch bei Themen, die ihren/seinen Bereich betreffen (z.B. Umgang mit schwierigen Kindern),
hält Kontakt zu anderen Unterstützungssystemen,
koordiniert die verschiedenen Ansätze und Initiativen im Bereich gesundheitsförderliche Kita im Bereich Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenzentwicklung.
Ziele sind:
die Verankerung von Gesundheitsförderung und Prävention in der Kita,
Nachhaltigkeit von gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen,
Verbesserung und Stärkung im Bereich der Gesundheitskompetenz und der Lebenskompetenzen,
effektive Koordination der Initiativen zum Themenfeld »Gesundheitsförderliche Kita«,
Gesundheit, Lebensqualität und Lebensfreude aller Beteiligten zu stärken und zu verbessern damit Bildung und gesunde Entwicklung gelingt und die Kita zu einer Lebens- und Entwicklungswelt werden kann, die gesundheitsförderlich ist – für alle Beteiligte.
Fazit
Mit der Qualifizierung von Erzieher/innen zu Fachkräften für Gesundheitsförderung und Prävention können Kitaleitungen eine wichtige Voraussetzung dafür schaffen, dass sich ihre Kita zu einer Lebens- und Erfahrungswelt entwickelt, die gesundheitsförderlich ist und in der ein Klima der Wertschätzung und Achtsamkeit herrscht – ein Ort, an dem Erzieher/innen mit Freude, Engagement und Begeisterung wirken und arbeiten und dabei gesund bleiben.