Bildungsarbeit in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung bleibt eine spannende Herausforderung für die beteiligten Akteure. Ansprüche und Aufgaben steigen. Von außen werden die pädagogischen Fachkräfte, aber auch Leitungen und Träger immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Familienbilder verändern sich ebenso wie die Bedarfe von Eltern. Längere Öffnungszeiten und Mittagessen für möglichst alle erfordern beispielsweise ein hohes Maß an Flexibilität. Diese Liste ließe sich noch endlos erweitern.
Wie aber soll die Qualität einer Kita längerfristig gesichert und weiterentwickelt werden, wenn dort oftmals noch nicht einmal eine Konzeption implementiert worden ist?
Nutzen der Konzeption
Die Leitung steht in einer umfangreichen Kundenverantwortung. Sie koordiniert die Bedürfnisse der einzelnen Kundengruppen, die zum Teil sehr unterschiedlich ausfallen können. In dieser Rolle hat sie/er ganz bestimmt eine Idee davon, was sie/er sich für ihr/sein Haus wünscht, wie sie/er sich auf dem Markt positionieren und wie sie/er mit dem Team arbeiten möchte. Wissen die Mitarbeitenden das denn auch?
Eine Konzeption kann als gemeinsame Arbeitsgrundlage verstanden werden, die sowohl Orientierung gibt als auch für Transparenz für die beteiligten Akteure sorgt. »Dabei spiegelt die Konzeption die Realität wider und verzichtet auf bloße Absichtserklärungen. Jede Konzeption ist damit individuell und trifft in ihrer Besonderheit nur für diese spezifische Einrichtung zu, um das besondere Profil zu verdeutlichen und unverwechselbar mit anderen Institutionen zu sein«. (Krenz, 1996, S. 13).
Eine Konzeption ist damit also nicht einfach auf jede andere Einrichtung übertragbar. Jede Konzeption ist einzigartig und wertvoll.
Die Konzeption beinhaltet Aussagen zur pädagogischen Haltung, zu bestimmten Aspekten des gesetzlichen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrags sowie zu einrichtungsrelevanten Prozessen.
Nutzen von einer Konzeption tragen verschiedene Personengruppen (siehe Abb. 2). Die wichtigste Personengruppe in diesem Setting ist das Team selbst. Team und Leitung müssen sich auf gemeinsame Grundlagen verständigen und diese verbindlich festhalten. Auch der Träger ist ein wichtiger, am Konzeptionsentwicklungsprozess beteiligter Akteur. Möglicherweise gibt der Träger über seine Strukturen eine eigene Rahmenkonzeption als Grundlage vor.
Die Kinder bilden einen unerlässlichen Bestandteil bei der (Weiter-)Entwicklung der pädagogischen Konzeption. Sie sind der Mittelpunkt sämtlicher Planungsgrundsätze und Prozesse, weshalb sie, soweit es möglich ist, unbedingt in geeigneter Form an diesem Prozess partizipieren müssen. Die Eltern selbst sind selbsterklärend auch eine wichtige Personengruppe für diesen Prozess. Diese unterscheiben einen Betreuungsvertrag, der in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Konzeption steht. Auch das Landesjugendamt und das Jugendamt haben ihre Funktion in diesem Prozess. Zum einen in der Funktion des »Wächteramtes«, aber auch ganz konkret bei der Erteilung einer Betriebserlaubnis.
Eine eher passive Rolle nehmen hier die Kooperationspartner ein. Diese nehmen insbesondere bei der Evaluation der Konzeption einen wertvollen Stellenwert ein, indem sie ein Feedback zu den Inhalten geben. Doch wie sollte die Konzeption nun aufgebaut werden, damit sie optimal in der Praxis eingesetzt werden kann und eben keine Aneinanderreihung von bloßen Absichtserklärungen wird?
Aufbau einer Konzeption
Eine Konzeption so zu strukturieren und zu formulieren, dass die beteiligten Personen damit arbeiten können, stellt eine große Herausforderung dar. Dennoch gibt es Hilfen, die unterstützend wirken können. Die beiden Landesjugendämter des Landes NRW, LWL und LVR, haben hierzu eine Handreichung veröffentlicht, welche sich gut als Arbeitsgrundlage eignet. Die Handreichung bezieht sich auf das Ausführungsgesetz des Landes NRW. Dennoch ist diese Arbeitshilfe von der Auflistung der Themenschwerpunkte sicherlich auch für Nutzer aus anderen Bundesländern eine Hilfe zur Erstellung der eigenen Konzeption.
Weitere Hilfen stellen z.B. auch die Bildungspläne der Länder dar. Dabei gilt stets zu beachten, dass in der Literatur beschrieben wird, »Was« in der Kita umgesetzt werden sollte. In der pädagogischen Konzeption gilt es aber insbesondere das »Wie« zu beantworten. Generell findet man zu spezifischen Themen der Konzeption Fachliteratur, die den Konzeptionsentwicklungsprozess unterstützen kann.
Konzeptionsentwicklungsprozess
Mit dem Prozess der Konzeptionsentwicklung ist die Phase gemeint, in der die Konzeption entsteht. Auch eine bereits im Team vorhandene Konzeption kann evaluiert und weiterentwickelt werden und ist damit dem Konzeptionsentwicklungsprozess zuzuordnen. Der Prozess der Konzeptionsentwicklung kann als fortlaufender Prozess bezeichnet werden (vgl. von Begenburg, 2010, S. 134).
Bei der Ist-Stand Analyse werden zunächst die vorhandenen Strukturen und Abläufe der Kindertageseinrichtung zusammengetragen. Möglicherweise gibt es bereits eine Konzeption, die im Rahmen des Konzeptionsentwicklungsprozesses weiterentwickelt werden soll.
In der nächsten Phase wird der geplante Aufbau für die Konzeption festgelegt. Es empfiehlt sich dazu, Kategorien zu bilden und sich möglichst auf die wesentlichen, für die Einrichtung relevanten Bereiche und Inhalte festzulegen.
Die dritte Phase ist die umfangreichste Phase. Hier werden die gemeinsamen Grundlagen der einzelnen Kapitel im Team erarbeitet. Es gilt abzuwägen, ob immer das gesamte Team an der Erarbeitung der jeweiligen Kapitel beteiligt werden soll oder ob es ausreichend erscheint, die Arbeitsgrundlagen einzelner Kleingruppen im gemeinsamen Setting zu besprechen. Wie lange diese Phase anhält, ist abhängig von den vorhandenen Rahmenbedingungen.
In der vierten Phase werden die einzelnen Ergebnisse festgehalten. Dabei ist es sinnvoll, eine gemeinsame Maske bzw. Gliederung vorzugeben, damit der Leser sich schnell in die einzelnen Kapitel einlesen kann. Beispielweise beschreibt man zunächst den Oberbegriff über eine Definition, dann erläutert man die pädagogische Haltung und die Umsetzungsformen in der Einrichtung.
Phase drei und vier stehen selbsterklärend in einer Art wechselseitiger Beziehung, da es sinnvoll ist, die Ergebnisse immer direkt nach Erarbeitung der gemeinsamen Grundlage schriftlich festzuhalten.
In der fünften und vorerst letzten Phase werden die Ergebnisse gemeinsam evaluiert. Es wird überprüft, ob die zur Konzeption zusammengefassten Grundlagen auch in der Praxis umgesetzt werden. Diese Phase ist eine der wichtigsten Phasen des Prozesses.
Der Prozess kann als Zyklus verstanden werden, welcher sich in seinen Phasen immer wiederholt. Er ist niemals endend und beginnt somit immer wieder von vorne.
Layout und Design
Die schnellste und einfachste Form einer Dokumentation der wertvollen Grundlagen ist die Arbeit über das vertraute Schreibprogramm auf dem Computer. Wer sich gut in sein Programm eingearbeitet hat, sollte nicht auf ein automatisches Inhaltsverzeichnis verzichten und sich damit viel Arbeit ersparen. Über das Internet findet man gute Hilfestellungen, um diesen Schritt bewältigen zu lernen.
Insgesamt sollte Ihre Konzeption sich in einem Seitenumfang von mindestens 30 bis maximal 60 Seiten befinden. Die wenigsten Mitarbeiter/innen sind daran interessiert, lange Texte zu lesen. Für die Verschriftlichung der Konzeption ist in erster Linie die Leitung des Hauses verantwortlich. Allerdings kann diese Aufgabe auch auf Mitarbeiter/innen übertragen werden, die mit dem entsprechenden Schreibprogramm vertraut sind. Eine sichere Anwendung ist hier wichtig, wenn man effizient vorankommen möchte und Arbeitsergebnisse sortiert einfügen will. Zur Auflockerung von Texten bietet es sich an Fotos einzupflegen, wie beispielsweise zu den Räumlichkeiten. Aber auch Fotos von Bildungsprozessen der Kinder können lange Texte aufwerten.
Da die Konzeption in ihrer Gesamtheit niemals abschließend fertig sein wird, da die Entwicklung des Betriebs und der damit im Zusammenhang stehende Prozess niemals endet, macht es wenig Sinn, sich für ein teures Druckformat zu entscheiden.
Dennoch sollte man sich für ein Format entscheiden, was die Wertigkeit dennoch andeutet. Zu empfehlen ist die Anschaffung eines Gerätes für eine einfache Ringbindung. Aber auch Ordner oder Heftmappen bieten einen angemessenen Schutz. Damit das Team, insbesondere neue Mitarbeitende, intensiv mit der Konzeption arbeiten können, ist es sinnvoll mehrere Exemplare der aktuellen Fassung zu erstellen. Auch wäre eine abgekürzte Ausgabe für die Eltern hilfreich, in welcher bestimmte Kapitel ausgelassen werden könnten (z.B. Kinderschutz).
Fazit
Eine gemeinsame Konzeption bildet eine wertvolle Grundlage, die den Arbeitsalltag deutlich erleichtern kann. Hat das Team erst eine gemeinsame pädagogische Haltung entwickelt, so gelingen weitere strukturelle Angelegenheiten deutlich einfacher. Daraus lässt sich ableiten, dass die Konzeption nicht hinterm Schreibtisch entstehen kann, sondern nur gemeinsam im Team und mit den weiteren am Konzeptionsentwicklungsprozess beteiligten Akteuren.
Literatur
Krenz, A. (1996). Die Konzeption-Grundlage und Visitenkarte einer Kindetagesstätte. Hilfen zur Erstellung und Überarbeitung von Einrichtungskonzeptionen. Freiburg: Herder.
Von Bebenburg, Manfred (2010). … und alle machen mit! Wie Teamarbeit gelingen kann. Neu-Ulm: Ag SPAK Bücher.